Freitag, 17. Juni 2016

Fish & Trips (Roadtrip Part II)

Als Maritimes bezeichnet man in Kanada die Provinzen Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island. Den Namen haben sie natürlich ihrer Lage an der kanadischen Atlantikküste zu verdanken aber bekannt sind sie auch deswegen für ihre große Auswahl an frischem Fisch und verschiedensten Meeresfrüchten. Auf unserem Trip sollte sich PEI als besonderes Highlight diesbezüglich herausstellen.


Nach zwei Nächten Moncton machten wir uns früh am Morgen auf um in die nächste Provinz aufzubrechen. Über die fast 13 km lange Confederation Bridge, eines der ikonischsten Bauwerke Kanadas, gelangten wir auf die Insel. Weiter ging es über den Highway, der sich hier jedoch kaum von anderen Landstraßen unterscheidet, bis in die Hauptstadt Charlottetown. Die Hauptstadt der Provinz war unser ausgewähltes Lager um in zwei Tagen die Insel voll kennen zu lernen.

Bereits der erste Eindruck hier zeigte, dass die es eine sehr von Landwirtschaft geprägte Gegend ist. Nachdem wir unseren Krempel im Hostel abgeladen hatten, starteten wir unseren ersten Rundtrip um den mittleren Teil der Insel zu erkunden. Unser erster Eindruck bestätigte sich erneut sobald wir die Stadt verlassen hatten. Viele Farmen, Traktoren und Nutztiere spiegelten das Alltagsleben im Zentrum der Insel wieder. 

Das Bild änderte sich als wir die Küste im Nordosten erreichten. Ein kleiner Fischerort nach dem nächsten drängte sich mit kleinen Häfen zwischen die National- oder Provinzparks entlang der weißen Sandstrände. Einer dieser Parks beinhaltet die erfundene Ortschaft Green Gables. Erfunden deswegen, weil sie nur in den Büchern der Autorin Montgomery existiert, die in diesen die Geschichte von Anne von Green Gables erzählt. Um die Geschichte der auf der Insel gut bekannten Autorin zum Leben zu erwecken hat man hier auf der Farm der Großeltern von Montgomerys Cousine den Lebensraum der Romanfigur aufgerichtet und auf einer Tour kann man nachvollziehen wie sich die Autorin von der örtlichen Natur beeinflussen lassen hat.

Anschließend beschlossen wir in einem der Fischerorte halt zu machen um ein paar Austern zu probieren, aber wir wollten sie nicht nur probieren sondern auch selber knacken. Wir wurden glücklich an einem kleinen Fischereibetrieb in Stanley Bridge. Der Fischer schnappte ein paar Austern aus seinen Tanks, die er erst am selben Tag gefangen hatte, frischer ging es nicht. So bekamen wir spontan eine kleine Lehrstunde im Austernknacken, bevor das schleimige Fleisch mit dem Salzwasser in unsere Münder rutschten lassen, erst wenn man ein bis zweimal aufs Fleisch beißt übernimmt ein leicht süßlicher Geschmack den Mund. 

Aufgeregt von der neuen Erfahrung machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Südküste. An der Küste selbst konnte man erkennen was die Landwirtschaft hier so besonders macht. Die lehmige Bodenbeschaffenheit färbt die Erde und besonders die Strände im Süden der Insel bräunlich Rot. Wir genossen das ganze im besten Wetter, dass man sich für Anfang Mai wünschen konnte bevor wir nach Charlottetown zurück kehrten. Zum Abendessen gab es natürlich frischen Fisch in einem kleinen Restaurant, ein super Abschluss für den ersten Tag auf der Insel.

Für den zweiten Tag hatten wir uns dann den östlichen Teil der Insel vorgenommen. Dafür sind wir zunächst wieder Richtung Sandstrände im Nordosten gefahren. Gehalten haben wir dann das erste mal im Greenwich Nationalpark. Mit frischen Erdbeeren und anderen Snacks im Gepäck sind wir dann durch den Park gewandert bis wir zu einem kleinen Tümpel gelangt sind. Über den Tümpel führte dann ein Steg aus Holz bis zu den riesigen Sanddünen, die uns als letztes vom Strand trennten. Am Wasser angekommen haben wir uns nieder gelassen, unsere Snacks verzehrt und ich war dann auch noch ne Runde im Atlantik baden, Mitte Mai ist das sehr erfrischend.

Auf der weiteren Tour erblickten wir noch mehr Gebäude einer bestimmten Art von denen es auf PEI und allgemein in den Maritimes sehr viele gibt, Leuchttürme. Wie gemalt stehen sie überall an der Küste oder in kleinen Städten wie zum Beispiel Georgetown. Wir nutzten das für das ein oder andere Foto oder schleckten ein Eis in der Sonne und genossen die frühsommerlichen Temperaturen.
Für den Abend hatten wir uns dann eine weitere lokale Delikatesse organisiert. Das 'Seafood' schlechthin ist hier nämlich Hummer. Also beschlossen wir uns gekochte Hummer zu besorgen und uns in einer netter Runde im Hostel zeigen zu lassen, wie man sie richtig knackt um alles Fleisch heraus zu bekommen. Definitiv eine lustige Angelegenheit, die für einen letzten schönen Abend auf PEI gesorgt hat.

Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, damit wir rechtzeitig zur Fähre zurück nach Nova Scotia gelangen konnten. Nach gut einer Stunde auf dem Wasser schipperten wir an Pictou Island vorbei und erreichten schließlich New Glasgow auf dem Festland. Nach kurzer Pause inklusive Treffen mit zwei Vernawahlshäusern, die zufällig zur gleichen Zeit in der gleichen Gegend waren, ging es über den Highway weiter Richtung Cape Breton Island. Über die einzige Überlandverbindung bei Port Hawkesbury erreichten wir dann nach ca. vier Stunden den weltbekannten Cabot Trail. 
Eine Straße die sich entlang der Küste hebt und senkt, deswegen auch sehr beliebt bei Motorradfahrern, und dabei immer mehr Höhenmeter die Cape Breton Highlands hinauf macht. Die Highlands heißen nicht nur so wie ihre Vetter in Schottland, ich habe mir von schottischen Freunden auch sagen lassen, dass sie auch genauso aussehen. 
Viele Menschen mit denen ich mich hier in Kanada unterhalten, antworten mir, wenn ich erzähle dass ich den Osten bereise, dass ich lieber in die Rockies im Westen anschauen sollte. Ich kann mir vorstellen, dass die sehr beeindruckend sind und ich werde sie auch noch sehen, aber wer so etwas sagt, hat offensichtlich den Osten nicht richtig bereist, denn das hier auf dem Cabot Trail ist atemberaubend. 
Wir hatten sogar die Möglichkeit eine Nacht an der Route zu übernachten und so quartierten wir uns in ein Hostel in Pleasant Bay. Das Hostel besteht im Grunde genommen nur aus zwei kleinen Häusern und es ist ein Wunder dass man hier auch noch Internet bekommt. Aus diesem Grund sind wir auch beinahe dran vorbei gefahren, aber letztendlich haben wir noch rechtzeitig gestoppt. Am Abend wanderten wir dann zum Ufer herunter, von wo aus wir einen unglaublichen Sonnenuntergang beobachten konnten und so den Tag wunderbar ausklingen ließen.

Ein weiterer Tag, eine weitere Strecke. Dafür ging es zunächst hoch auf die höchsten Straßen in den Highlands in den Cape Breton Nationalpark. Als wir uns wieder der Küste näherten und wir langsam die Berge herunterrollten überraschte uns eine super Aussicht nach der Nächsten.
Am Ufer angekommen hielten wir noch in White Point und Neils Harbour, zwei Orte die Paradebeispiele für die Orte am Cabot Trail sind. Kleine Fischerhäfen spärlich umringt mit gemütlichen Häusern zwängen sich zwischen die Felsen und die Berge an das Ufer des Atlantik und immer wieder schafften es diese Orte mich zu verzaubern, Nova Scotia ist definitiv meine Lieblingsprovinz Kanadas. 

Im Laufe des Tages erreichten wir dann Sydney. Die Stadt ist die zweitgrößte Stadt der Provinz aber so richtig zu spüren bekam man das nicht. Hier verbrachten wir den Rest des Abends und genossen einen weiteren Sonnenuntergang bevor wir uns mit der Fähre übernacht auf nach Newfoundland machten.

Hit the Road Jack! (Roadtrip Part I)



Auf die Tage in Halifax sollten die zwei aufregendsten und schönsten Wochen folgen, die ich bislang in Kanada hatte.


Halifax diente uns als Start für unseren geplanten Roadtrip. Der erste Schritt bestand jedoch darin, mit Sack und Pack vom Hostel zum lokalen Westin Hotel, wo wir unser Mietauto abgeholt haben. Ein Toyota Corolla, später liebevoll Penny genannt, war das auserwählte Gefährt und sollte sich auch als gute Wahl heraus stellen. Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, sämtliches Gepäck mit Mühe verstaut war, wurden die letzten Dinge und Lebensmittel besorgt und dann ging es ab auf die Straße, bei strömendem Regen. 

Das Wetter wechselte anschließend alle 15 bis 20 Minuten zwischen Regenschauern und strahlendem Sonnenschein. Bereits weniger als eine Stunde später haben wir unseren ersten Stopp erreicht: Peggy's Cove.

Der Ort an sich ist mit gefühlten 30 Häusern ziemlich klein, bekannt ist er aber wegen des Leuchtturms, der direkt an der Atlantikküste steht. Hier prallen die Wellen auf die runden Felsen und spritzen dabei Meterhoch in die Luft.


Aber auch abseits des Leuchtfeuers hat der Fischerort etwas zu bieten. Am besten sieht man das im Ortskern befindet sich eine kleine Marina, die mit den Fischerbooten ein super Postkartenmotiv abgibt.

Nachdem wir unsere Tour fortgesetzt hatten, erweckten ein paar Kilometer später ein paar bunte Steine und Bäume am wegesrand unser Interesse. Es handelt sich hierbei um ein privates Museum eines Mannes der hier aufgewachsen ist. In seinem Museum stellt er die Legende von Peggy dar, das Mädchen das demnach hier gestrandet sei und als einzige den Schiffbruch überlebt habe und nach der der Ort benannt ist, unterstützt mit eigenen Gemälden und Relikten aus der passenden Zeit aus dem eigenen Familienbesitz. Er hat die Geschichte auch als Autor in einem Buch verfasst und um den Charakteren noch mehr Leben zu geben auch Fortsetzungen geschrieben, an denen er immer noch arbeitet.

Gegen Mittag erreichten wir dann unseren nächsten geplanten Stopp. Die Stadt Lunenburg gilt als eine der Hauptattraktionen Nova Scotias und ist außerdem Teil des UNESCO Weltkulturerbe. Warum das so ist brauch man gar nicht zu hinterfragen, wenn man durch die Stadt läuft. Die Stadt spiegelt eine der wichtigsten Einnahmequellen wunderbar wieder, die Fischerei. Am Hafen reiht sich Fischerboot neben Fischerboot und dazwischen noch ein paar historische Schiffe, wie zum Beispiel die Bluenose II. An der Promenade daran drängen sich dann die dazugehörigen Betriebe mit ihren Lagerhäusern, Geschäften und Restaurants. Gebaut aus Holz und mit farbenfrohen Anstrichen erinnert das ganze doch sehr an Skandinavien. Einen besonderen Blick bietet sich vom gegenüberliegenden Ufer, wo man die Aussicht sogar bei einer Runde Golf genießen kann.


Es folgte die erste längere Etappe auf unserem Trip. Zunächst über Nebenstraßen, dann nur noch über Highways ging es vorbei an Halifax und Truro bis nach Moncton in New Brunswick. Moncton sollte uns als erste Übernachtungsstätte und gleichzeitig als Basis für Tagesausflüge dienen. 
Der erste dieser Ausflüge führte uns am nächsten Tag zu den Hopewell Rocks und dem dazugehörigen Nationalpark. Nach einer kleinen Wanderung durch eben diesen Park, gelangten wir zur Steilküste mit den Felsen, die wegen ihrer Form auch Flower Pot Rocks (Blumentopffelsen) genannt werden. Ihre Form erhalten Sie durch die Gezeiten, die beim Wechsel von Flut zu Ebbe und andersherum an den Felsen entlang schleifen. Die Bay of Fundy ist weltbekannt für ihren großen Tidenunterschied, der im Durchschnitt um die 10 Meter betragen kann und bei Ebbe eine völlig neue Welt offenbart. Ist das Wasser verschwunden, kann man an den Felsen entlang laufen und die Blumentöpfe von unten bestaunen man sollte jedoch zu sehen, dass man rechtzeitig wieder Land gewinnt sodass man noch am Leben ist wenn die Flut die Möglichkeit bietet mit dem Kajak die Felsen zu umpaddeln.

Der nächste Tagesausflug führte uns nach Shediac, wo wir nicht nur den größten Hummer der Welt gefunden haben sondern auch einen riesigen Sandstrand, der doch Lust auf Sommer gemacht hat, genießen konnten. Außerdem haben wir noch die Aussicht auf malerische Häuser und natürlich das Wasser am Pointe-du-Chene genossen bevor wir uns wieder zurück machten, damit wir uns am nächsten Tag in ähnliche Richtung auf in die nächste Provinz machen konnten.

Nach den ersten drei Tagen Roadtrip lässt sich bereits sagen, dass die Ostküste genauso einladend ist wie die Rockies und ich mich freue noch mehr Zeit hier zu verbringen.

Willkommen in den Maritimes

In Halifax habe ich mal wieder gemerkt wie sehr ich Hafenstädte liebe!

Nach mehr als 20 Stunden Zugfahrt, gestartet in Québec City, haben wir die Bucht erreicht die von Halifax vom Meer getrennt wird. Der Zug umkurvt diese, wobei man seinen Blick nicht davon abwenden kann. In der Bucht liegt einen kleine Insel mit Traumvilla darauf und am Ufer rundherum reien sich weitere Häuser dieser Art. Allgemein konnte man auf der gesamten Zugfahrt mehrere solcher Orte entdecken. Nicht nur viele Seen haben wir passiert auch viele Wälder mit Lichtungen auf denen manchmal auch Schwarzbären herum tollten. Der Zug fährt ungefähr aus Richtung Norden in die Stadt ein, das heißt, dass man bereits bei der Einfahrt an den Güterhafen mit den großen Kränen, die unzählige Container von den Frachtern abladen, vorbei fährt. Anschließend fährt man durch eine Art graben zwischen Häusern und schon ist man direkt in der Stadt.

Die Stadt besteht aus einer guten Mischung aus Geschichte und Moderne. Der alte Hafen, der jetzt als Yachthafen oder Anleger für Kreuzfahrtschiffe und Fähren dient verläuft am gesamten Ufer entlang und lässt sich über eine schöne Promenade gut erkunden. Hier befinden sich neben allen möglichen Restaurants und Geschäften auch historische Bauwerke wie der Pier 21, an dem die Wellen von tausenden von Migranten im 19. Jahrhundert ankamen und gezählt wurden. Zu der Zeit zu der ich in Halifax war, konnte ich noch eine weitere Besonderheit beobachten. Die mexikanische Navy hatte gerade mit ihrem Segeltrainingsschiff Cuauhtemoc, quasi die Gorch Fock Mexikos, angelegt. Der Dreimaster rundete das Bild des Hafens ab und war auch in der Nacht hell beleuchtet. Die netten Segler freuten sich über neue Bekanntschaften und erlaubten Passanten das Schiff gratis zu besichtigen. 

Weiter Richtung Stadt reihen sich moderne Hochhäuser an den Hafen aneinander. Zwischen ihnen Bars, Pubs und Restaurants. Besonders die Argyle Street zeigte sich hier als Party und Ausgehstraße der Stadt. Zwischen all diesen Gebäuden befindet sich der im viktorianischen Stil angelegte Public Garden, der der Innenstadt noch mehr grün verleiht und mit schönen Figuren, Brücken und einem kleinen Leuchtturm geschmückt ist. 


Im Zentrum der Stadt gelangt man zum Citadell Hill. Am Fuß dessen befindet sich der alte Uhrenturm von welchem man bereits einen guten Blick über die Innenstadt und den Hafen hat. Wie der Name des Hügels schon vermuten lässt befindet sich auf dessen Spitze eine Zitadelle. Genau wie in Québec City ist diese sternförmig in den Boden eingearbeitet. Auch hier lässt sich die Geschichte Halifax gut erkunden. Britische Guards treten hier zum Wachwechsel am und hissen morgens den Union Jack bevor dieser am Abend wieder eingeholt wird.



Ein Teil des Aufenthalts in Halifax habe ich mit Freunden bei einem Couchsurfer verbracht. Dieser hat uns dann spontan zum BBQ mit Familie und Freunden eingeladen. Dazu sind wir dann nach Dartmouth am gegenüber liegenden Ufer gefahren. Vom Highway runter wurden die Straßen immer kleiner bevor wir das letzte Stück auf einer Straße aus Kies mitten durch den Wald direkt zum Haus gefahren sind. Das Nachbarhaus konnte man zwar sehen dazwischen lag aber ein kleines Stück Wald und dorthin führte auch eine andere Straße. Die Aussicht von dem Haus war dafür umso besser! Man blickt über ein etwas größeres Stück dichten Nadelwald bis hin zum Meer mit den Buchten die zu den einzelnen Orten an der Küste führen, der perfekte Ausblick für ein kühles Bier und einen BBQ.


Anschließend sind wir abends noch zu weiteren Freunden von unserem Couchsurfer am anderen Ende der Stadt gefahren. "The Shed", eine kleine Werkstatthütte direkt an einem kleinen See mit eigenem Steg und Lagerfeuer. Hier sitzt man zusammen, spielt Country Songs auf Banjo, Violine, Mandarin und Cajon, sitzt zusammen und träumt vom Leben, das Mondlicht spiegelt sich im Wasser, ein schöner Abend an einem magischen Ort. 

Die Ostküste fängt an mir zu gefallen!

Donnerstag, 19. Mai 2016

Kanada oder Frankreich?

Nach einem Monat konnte ich meine Reise endlich fortsetzen. Nächster Halt Québec City. Dabei konnte ich an einigen Stellen glatt vergessen, dass ich im fernen Kanada bin.

 

Das was ich bereits über Montréals Altstadt geschrieben habe, trifft hier im Vieux-Québec noch mehr zu. Viele alte Gebäude, sichtbar aus vergangener Zeit, die in ihrer Bauweise sehr an Frankreich erinnern. Die kleinen Gassen, ebenfalls mit Kopfsteinpflaster gepflastert, sind hier zusätzlich noch genauso verwinkelt wie in den mittelalterlichen Altstädten Europas. Durch diese Abweichung vom sonst klassisch nordamerikanischem Rastersystem lässt einen umso mehr fühlen als ob man gerade quer durch Europa reist anstatt durch Kanada. Natürlich gibt es auch hier ein paar Hochhäuser, die in ihrem Baustil und mit ihrer Größe jedoch auch ebenfalls in Europa stehen könnten. 

Québec ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, daher befindet sich hier auch das Parlament der Provinz, dass im Baustil sehr dem kanadischen in Ottawa ähnelt. Hier stehlen dem Parlament jedoch andere Gebäude die Show, ganz besonders eines. Das herausstechende Gebäude ist das Château Frontenac. Das Schloss überragt mit seinem roten Hauptturm die gesamte Altstadt und wird mittlerweile als Hotel benutzt. Direkt am Fuß des Hotels beginnt die Dufferin Terrasse, eine kleine Promenade, am Hang entlang. Über diese gelangt man dann zur Zitadelle, einem sternförmigen Militärkomplex mit historischem Hintergrund. Südlich von der Zitadelle den Hang weiter entlang befinden sich die Pleins d'Abraham, Schlachtfelder auf denen der Krieg zwischen England und Frankreich über die nordamerikanischen Kolonien ausgetragen wurde. Wieder in die Stadt gelangt man am besten über eine weitere Seltenheit in Kanada. Die alte Stadtmauer führt einen vom Hang am Flussufer direkt zurück zur Hauptstraße der Altstadt auf der sich Geschäft an Restaurant an Geschäft reiht, alle etwas auf alt gemacht um dem generellen Bild der Altstadt gerecht zu werden.

Am Fuß des Hangs befindet sich das älteste des alten Québecs. Hier sind die Gassen noch kleiner und verwinkelter und so ist es auch kein Wunder, dass sich hier die schmalste Gasse Kanadas befindet. In den Gassen reihen sich weniger Restaurants aneinander, dafür mehr Kunstgalerien, die Gemälde mit Motiven der Stadt gemalt von lokalen Künstlern an den Mann bringen wollen.


Eine 30 Minuten Busfahrt außerhalb der Stadt befindet sich dann noch ein weiteres Highlight meiner Reise. Die Montmorency Falls. Ein 82 Meter hoher Wasserfall, der meiner Meinung nach genauso eindrucksvoll ist wie die berühmten Niagarafälle. Die Niagarafälle sind zwar kleiner wirken aber durch die größere Mengen an Wasser, die sie wegen ihrer Breite befördern, massiver. Der Wasserfall in Québec liegt zwar auch in der Stadt, wirkt durch einen kleinen Park und frei zugänglichen Treppen nicht so vom Tourismus verunstaltet. Über die Treppen gelangt man gut an den Fuß, wo das Wasser mit ordentlicher Wucht aufprallt und man durch die dadurch entstehende Wolke richtig schön nass werden kann.

Wer in Québec ist, sollte dort dringend halt machen und auch so ist Québec eine schöne Stadt, die etwas Abwechslung zu den anderen Metropolen Kanadas liefert.

Un mois Montréal

Ein Monat Montréal. Der nächste Schritt und eine komplett neue Erfahrung auf meiner Reise. Eine neue Provinz, eine neue Stadt, eine neue Sprache.
Anfang April bin ich nach Montréal gekommen. Als chronologische Métropole stand sie auf meiner Liste. Meine Ziele und Pläne waren es hier, meine bisherige Zeit in Kanada sacken zu lassen, etwas zu arbeiten und mein Französisch aufzubessern. Das mit der Arbeit hat sich dann recht schnell erledigt, da es, trotz mehrere Angebote im Internet, quasi unmöglich war, rechtzeitig einen Job zu finden, sodass es sich schnell nicht mehr lohnte überhaupt anzufangen.


Ja, ich wollte hier mein Französisch aufbessern. Montréal liegt in Québec, der Provinz Kanadas, in der nicht Englisch sondern Französisch primäre Amtssprache ist. Mit der Ankunft hier, fühlte es sich also auch ein bisschen so an wieder in einem anderen Land zu sein. Den "Grenzübergang" hat man im Fernbus zwar gar nicht gemerkt aber nach einer gewissen Zeit ist mir dann aufgefallen, dass sich die Sprache auf den Schildern geändert hatte. In einer Großstadt wie sie Montréal nunmal ist (mit 1,6 Millionen Einwohnern, zweitgrößte Stadt Kanadas) sieht Praxis jedoch etwas anders aus als die Theorie. Tatsächlich sprechen mehr Menschen auf der Straße Englisch als man es erwartet. Hinzu kam für mich, dass ich mich über den gesamten Zeitraum hier immer wieder mit englischsprachigen Freunden aus den Blue Mountains getroffen habe. Diese Praxis bemerken natürlich auch die Menschen in Montréal, so kommt es dazu, dass man auch hier, wie in Ottawa, die bilingualen Züge Kanadas sehr zu spüren bekommt. Daraus folgt, dass man in Restaurants oder Geschäften üblicherweise mit "Bonjour, Hey" angesprochen wird, man bekommt quasi beide Sprachen angeboten. Man sollte dabei als rein englischsprachiger Mensch jedoch nicht den Fehler machen und aus Höflichkeit mit "bonjour" antworten, denn so wählt man Französisch und spricht man danach auf Englisch weiter, schauen dich die Verkäufer erst einmal verdutzt an.


Auch äußerlich fühlt sich Montréal ein bisschen wie ein anderes Land an. Anders als in der recht jungen Stadt Toronto, gibt es hier einen angenehmen Wechsel aus nordamerikanischem Downtown inklusive gläsernen Wolkenkratzern und Altstadt mit europäischen Hauch. Während Downtown und auch die Vororte so sind, wie die Städte hier nun mal sind und wie ich es bereits aus Toronto kenne, bietet die Altstadt eine nette Abwechslung. Alte Gebäude aus Stein, historische Kirchen, zum Beispiel die Basilika Notre Dame de Montréal, die in ihrer Bauweise an den Namensvetter aus Paris erinnert und es gibt sogar Straßen mit Kopfsteinpflaster. Direkt am Ufer gelegen, geht die Altstadt flüssig in den alten Hafen über. 


Im Hafen findet man dann auch eine Seltenheit: Eine Fußgängerzone. Denn hier gibt es selbst in der vollgepackten Innenstadt oder in der Engen Altstadt zumindest immer eine Fahrspur, wenn nicht gerade eine Baustelle das befahren dieser unmöglich macht, was in Montréal sehr gut der Fall sein kann. Aber auch sonst bietet der Hafen einiges. Neben den Hafenbecken inklusive Containerschiffen gibt es am Ufer auch einen Cirque du Soleil und einen Kletterpark mit Zipline über den Hafen. Am liebsten habe ich meine Zeit dort jedoch mit einem Spaziergang über die Promenade verbracht und dabei die Aussicht genossen. Die bietet unter Anderem einen Blick auf ein sehr bizarres Gebäude: das Habitat 67. Gebaut zur Expo 1967 sieht es aus als ob der Architekt mangels Kreativität einfach Bausteine wahllos übereinander gestapelt hat und das ganze dann als Modell für das tatsächlich Gebäude benutzt hat.

Eine schöne Sicht hat man auch vom namensgebenden Mont Royal. Gut 15 Minuten braucht man hinauf, wenn man den kürzesten Weg über unzählige Treppenstufen nimmt. Doch der Weg lohnt sich. Oben am Aussichtspunkt bietet sich ein einzigartiger Blick auf die gläsernen Fassaden im Downtown und man hat das Gefühl man kann erkennen wie sich die Wolkenkratzer ein Wettbewerb darüber liefern, welcher der größte ist.  
 

Montag, 25. April 2016

Oh, wie schön ist Kanada

Die Zeit in den Blue Mountains ist vorbei.
Gefolgt von einer Woche Reisen, 850 Reisekilometer, weiter Richtung Atlantik.

Eine Woche später prasseln die Eindrücke immer noch auf mich ein. Immer noch verarbeite ich all die schönen Dinge die ich gesehen habe. 

Am 29. März hab ich die Blue Mountains verlassen, im Bus nach Toronto. Die Hügel sind noch erstaunlich lange am Horizont zu sehen gewesen, gefolgt von kanadischem Hinterland. Farm folgt auf Farm, bestehend aus wenigen Häusern, ein paar Scheunen, umzingelt von wenigen Bäumen und vielen Feldern. Hier und da eine Kleinstadt, alle ähnlich wie Collingwood.


Plötzlich beginnt ein riesiges Industriegebiet, der Verkehr wird dichter, die Häuser mehr - die Greater Toronto Area. Dann geht es schnell, zunächst kann man die Skyline mit CN-Tower erblicken und dann eh man sich versieht ist man schon wieder in den typischen Vorortvierteln, in denen sich die Reihenhäuser an die Gehwege und Straßen drängen. Einen Augenblick später ist man wieder im Großstadtgewimmel.
Während mir die Zeit im Skigebiet, die letzten vier Monate, nur wie ein Traum angefühlt haben, fühlte es sich ein bisschen so an als ob ich wieder nach Hause gekommen wäre. Nach wenigen Stunden ging es aber schon direkt weiter, der nächste Bus, herum um den Lake Ontario, mit dem Ziel Niagara Falls.

Auf der einen Seite endloser See, auf der anderen Seite wechselten sich Industrielandschaften und mittelgroße Städte ab. So änderte sich das Bild auf dieser Etappe kaum. Erst zum Ende hin tauschte der See gegen eine Schlucht mit Fluss. Diesem folgten wir bis wir am Hostel angekommen waren, ein wenig außerhalb vom Zentrum des Casinostädtchens. Als wir etwas später das Hostel verlassen haben um uns den eigentlichen Fállen zu nähern, konnte man das Wasser bereits 20 Minuten entfernt hören. Umso näher wir schließlich an die Fälle gelangten umso lauter wurde das Rauschen. Schon am Abend waren die Fälle atemberaubend. Im Licht, mit dem man sie in Szene setzte, konnte man sich annähernd vorstellen, welche Macht sie offenbarten. Beeindruckender zu dieser Tageszeit, gerade weil man sie nicht richtig sehen konnte, war jedoch das Geräusch des fließenden Wassers in den Ohren.


Am nächsten Morgen wurde mir beim erneuten Spaziergang ans rauschende Nass dann jedoch das volle Ausmaß klar. Am Tag zeigten die Fälle ihre volle Power. Die Wassermassen rauschen so stark über die Klippe, dass man sogar noch mehrere Meter über dem Pegel des Flusses auf den sie aufprallen, die Wassertropfen und die feuchte Luft spüren kann, die eben bei jenem Aufprall erzeugt werden. Obwohl es Viele vielleicht annehmen, liegen die Niagara Falls nicht etwa mitten in der Natur, sondern direkt an der Grenze zu den USA, lediglich der Niagara River und diverse Brücken mit Grenzübergängen trennen die beiden Laender an dieser Stelle. So teilen sich auch die Niagarafälle in die American Falls (USA) und die Horseshoe Falls (Kanada). Letztere verdanken ihren Namen, unschwehr zu erkennen, ihrer Form. Alles uns Allem waren die Fälle definitiv ein Erlebnis wert und bisher eines meiner Highlights auf der Reise.



Später am Tag ging es dann zurück nach Toronto, wo ich auf dem Weg nach Ottawa für eine Nacht zwischen stoppte. Wieder einmal in der Grossstadt in der alles seinen Anfang nahm und wieder einmal überfällt mich das Amerikanische Flair dieser riesigen Stadt. Die Feuerwehrsirenen heulen durch die Schluchten zwischen den Wolkenkratzern, wie man es aus sämtlichen Spielfilmen kennt. Tatsächlich werden oft Szenen für Blockbuster in Toronto gedreht, deren Handlung eigentlich in New York spielt, eben weil sich beide Innenstädte doch sehr ähneln.
Der nächste Tag war mein Geburtstag. Er sollte anders werden, als die jenigen die ich bisher erlebt habe, denn genau für diesen Tag hatte ich mir die längste Etappe meiner Reisewoche vorgenommen. 450km von der größten Stadt Kanadas zum Sitz des Kanadischen Gouvernments, Kanadas Hauptstadt, Ottawa. Nach 5 Stunden Busfahrt, kurzem Nickerchen im Hostel und Spaziergang durch die Stadt, habe ich dann mit meiner Reisepartnerin Laura doch noch auf meinen Geburtstag angestossen. Das geschah dann in einem Irish Pub in Ottawa, die findet man jedoch auch zahlreich in so ziemlich jeder kanadischen Stadt.



Die Nächte in Ottawa waren zudem Erlebniss, weil sich das Hostel im alten Gefängnis der Stadt befindet und wir so die Möglichkeit hatten, in Zellen zu schlafen, die natürlich nicht für mehrere Backpacker auf der Durchreise ausgelegt waren.

Den folgenden Tag haben wir dann komplett für Sightseeing genutzt. Einmal durch die Innenstadt bis zum Capital Hill auf dem sich die Parlamentsgebäude befinden, in denen der kanadische Premier Justin Trudeau seinen Sitz hat. Dabei hat man dann doch nochmal das Gefühl gehabt etwas über die Geschichte des Landes zu lernen und das Land so noch besser kennen zu lernen. Gelegen an der Grenze zwischen Ontario und Quebec, konnte man besonders hier die Bilingualität, auf die die Kanadier sehr stolz sind, erleben.




Dann war unsere Zeit in der Hauptstadt auch schon wieder vorbei und es ging auf zur letzten Busfahrt und zum vorerst letzten Ziel, Montreal. Die französische Stadt am St.Lorenz Strom wird mein Zuhause für den nächsten Monat, bis Anfang Mai.


Mittwoch, 30. März 2016

Von den blauen Bergen kommen wir

Das ist es nun. Das Abenteuer Blue Mountain ist vorbei. Vier Monate Arbeiten und Leben in Kanada.
Es ist ein komischer Tag. Man ist traurig, denkt zurück an die tolle Zeit und man freut sich endlich wieder zu reisen. In den vergangenen 4 Monaten habe ich viel gelernt, viele Erfahrungen gesammelt und viele tolle Menschen kennengelernt. Den letzten Monat habe ich nochmal richtig genossen.
Im März wurde die Arbeit nochmal richtig anstrengend. Durch den vielen Schnee und die Ferienzeit wurde es richtig voll in den Blue Mountains, besonders am Wochenende. Der Arbeitsstress konnte jedoch den Drang etwas zu unternehmen nicht besiegen. Erschöpft von der Arbeit und trotzdem unternehmenslustig häuften sich spontane Aktionen. Pokerabende, gemeinsame Essen und natürlich die Staff-Partys schafften es den Arbeitsalltag noch einmal erträglich zu machen.


Die Partys hatten oft nur einen etwas bitteren Nebengeschmack, denn oft handelte es sich um Abschiedspartys für Freunde die schon etwas früher gingen. Zusammen mit dem schmelzenden Schnee und den steigenden Temperaturen bekommt man da ganz gemischte Gefühle. Man realisiert langsam, dass die Saison vorbei ist, insbesondere nach der March Break, der letzten Ferienwoche, man merkt, dass man die letzten Momente mit Menschen teilt, die man lange, wenn überhaupt, nicht mehr wieder sieht. Auf der anderen Seite bekommt man Frühlingsgefühle, die Tage werden länger und auch die Reiselust steigt.
Man nutzt also die letzten Wochen nochmal um die Zeit miteinander zu nutzen. Für mich gehörten dazu die End-of-season Bowling Party mit meinen Arbeitskollegen und vor allem diverse Ausflüge nach Wasaga Beach. In Form eines Mini-Roadtrips bekommt man schon im Auto ein Gefühl dafür, wie groß das Land doch ist und wenn man dann die Aussicht am Strand auf die riesige Georgian Bay genießt wird das noch verstärkt.

Ein anderes Highlight zum Ende der Saison war das 'Coors light - Thrill of the Hill' Schlittenrennen. Dazu muss man sagen, dass das eigentlich Rennen gar nicht so im Vordergrund stand, eigentlich war es eher eine große Werbeveranstaltung für Coors light Bier. Die Teilnahme dazu hatte ich bei einer Verlosung gewonnen. Das Event startete gegen 11 Uhr am Morgen und begann damit, dass wir mit unseren Teams in Kostümen an die Piste gebracht worden. Dort wurden wir den ganzen Tag verpflegt und durften dann im Laufe des Tages auf großen Vier-Mann-Schlitten die Strecke möglichst schnell herunterdüsen. Ins Finale haben wir es dabei leider nicht geschafft und auch gewonnen haben wir in dem Sinne nichts, jedoch gab es für uns den ganzen Tag Freibier und gratis Essen. Abgerundet wurde das ganze mit einer großen After-Show-Party und einer Nacht im Hotel, definitiv ein toller Tag und eine gute Art das Ende in den Blue Mountains ausklingen zu lassen.
Nun geht es wieder auf Reisen, alleine in der nächsten Woche, mache ich ordentlich Meilen auf meiner Reise gut. Wieder nach Toronto zu kommen, hat sich ein bisschen angefühlt wie nach Hause zu kommen, obwohl ich viel weniger Zeit hier als in den Blue Mountains verbracht habe. Die ganze Zeit dort fühlte sich dann auch an als ob es nur ein großer Traum gewesen ist und man muss sich immer wieder erinnern, dass das wirklich passiert ist. Wie soll das dann erst werden, wenn ich wieder nach Deutschland fliege.

Halbzeit & kanadischer Winter

Kurz nach meinem letzten Post, in dem ich mich noch über den fehlenden Winter beschwert hatte, wurde ich erhört und der Winter ist eingetroffen.
Kanadischer Winter - Tonnenweise Schnee, frierend kalte -30 Grad Celsius, gefrorene Seen, ... So stellt man es sich vor, so hört man es und so ist er auch gekommen. Nach anfänglichem Zögern, fegte Anfang des Monats ein Schneesturm über den Süden Ontarios, in dem auch die Blue Mountains liegen. Dieser Sturm bescherte uns in einer Nacht mehr als einen halben Meter Schnee. Nun könnte man denken die Winterdienste haben nur darauf gewartet endlich loszulegen, aber eins scheint auch hier nicht anders zu sein als in Deutschland - alle sind überrascht und keiner vorbereitet wenn der Schnee eintrifft. So kam es dazu, dass sämtliche Straßen am nächsten Morgen nicht geräumt waren und alles von einer riesigen, dicken Schneedecke bedeckt ist. So etwas wie Schneeschuhe für Shuttle Busse gibt es leider nicht, was bedeutete dass der Weg zu Arbeit zu Fuß angetreten werden musste. Mit Schnee, der einem an manchen Stellen bis zu den Hüften reicht, dauerte der sonst angenehme 10 Minuten Spaziergang zur Arbeit dann satte 40 Minuten.
Nach der Arbeit hatte sich die ganze Sache dann wieder etwas normalisiert und es war Zeit sich selbst auf die Pisten zu schwingen. Ich persönlich habe die guten Konditionen genutzt um nach dem Skifahren im Januar jetzt das Snowboarden zu lernen. Mit einem Gefühl für Pisten und Balance habe ich es irgendwie zu Stande gebracht innerhalb von zwei Tagen auf die blauen Pisten zu kommen. Dabei hab ich mich jedoch auch wesentlich öfter und wesentlich härter auf alle Viere gelegt als zuvor auf Skis.
Nach dem Schnee kam die Kälte.  Innerhalb eines Tages sind die Temperaturen von um die Null Grad Celsius auf -20 gefallen. Der Wind, der hauptsächlich von der Georgian Bay aufs Land gezogen ist, hat auch noch seinen Beitrag geleistet, sodass man mit dem berüchtigtem Windchill dann sogar -38 messen konnte. Da darf man nicht viel nackte Haut zeigen, denn die friert quasi sofort ins Tote und tut dann, spätestens beim wieder Auftauen verdammt weh. Bei dieser Kälte will man dann auch nicht mehr Skifahren, sondern setzt sich lieber mit einer warmen Tasse Tee und seinen Mitbewohnern zusammen und tauscht sich über alte Geschichten und Heimatstraditionen aus.
Aber es ist das was ich mir gewünscht hatte und von dem ich auch noch mehr vertragen hätte - ein kanadischer Winter.
Nun ist es Anfang März, die Temperaturen haben sich wieder etwas normalisiert und sind momentan im Bereich von -10 bis 0 Grad.
Es ist Halbzeit. 5 Monate bin ich bereits in Kanada und die Zeit verging wie im Flug. Bislang habe ich zwar das Gefühl, dass ich noch nicht so viel von Kanada gesehen habe, denn ich war ja auch nur in Toronto und Umgebung und hier in den Blue Mountains. Die Zeit habe ich trotzdem nicht verschwendet. Ich habe hier sehr viele sehr gute Freunde gefunden, die ich hoffentlich immer mal wieder irgendwo auf der Welt treffen werde, außerdem war es eine gute Gelegenheit die Reisekasse etwas aufzufüllen, sodass ich in der zweiten Hälfte meines Auslandsaufenthalts mehr Reisen und das Land entdecken kann. Einen Monat bleibe ich noch hier und genieße die restliche Zeit mit den Leuten hier, bevor das Reise Abenteuer los geht.

Notiz: Aufgrund von Problemen mit meinem Tablet konnte ich den Post leider erst jetzt hochladen und nicht als ich ihn geschrieben habe.


Montag, 8. Februar 2016

Ein bisschen Deutschland in Kanada

Mehr als einen Monat ist es her, dass ich das letzte Mal etwas gepostet habe. Das liegt zum Einen daran, dass ich hier in Blue Mountain eine gewisse Routine gefunden habe und zum Anderen, dass es nur kleinere Dinge sind die ich erlebe und es sich kaum lohnt darüber zu schreiben... Deswegen fasse ich meinen Januar mal in einem Post zusammen.
Die Angesprochene Routine besteht hauptsächlich aus Arbeit. Ich arbeite vollzeit und daher 5 Tage die Woche, in der ich Zimmer putze und alles auf Vordermann bringe um meine Reisekasse etwas aufzufüllen. Dabei stolpere ich das ein oder andere Mal über interessante und witzige Dinge, die man zum Teil an Orten findet, wo man nicht mit ihnen rechnet (z.B. Kaffeefilter im Bett, ohne Kaffee, Maschine oder Tassen). Mittlerweile habe ich aufgehört mich jedes Mal zu fragen warum oder wie so etwas passiert, dafür akzeptiere ich einfach, dass Menschen Menschen sind und nunmal manche von ihnen verrückte Dinge tun.
In meiner Freizeit hänge ich meistens mit den Leuten aus meinem Haus ab. Wir sitzen zusammen, erzählen uns Geschichten aus der jeweiligen Heimat, schauen Filme oder unternehmen Weiteres. So gehen wir zum Beispiel gemeinsam essen, des Öfteren besuchen wir das Kino, veranstalten einen Wein und Käse Abend oder wie jüngst schauen uns den Super Bowl an (endlich mal zu einer humanen Zeit und nicht mitten in der Nacht). Es ist toll so viele Leute aus verschiedensten Orten der Welt kennen zu lernen und bei der Reiseplanung schaut man sich schon mal danach um, ob sich nicht die zukünftigen Wege irgendwo kreuzen könnten. Ich habe hier mit meiner Tyrolean Crew eine neue Gruppe aus Freunden und eine zweite Familie gefunden.

Als neues Hobby habe ich hier das Skifahren für mich entdeckt. Logisch, wenn man in einem Skigebiet arbeitet und Liftpass und Skis gratis bekommt. Mittlerweile heize ich schon die größeren und anspruchsvolleren Pisten herunter und habe Spaß daran enge und weitere Kurven auf dem präparierten Schnee zu ziehen. In den Badlands Park, bestehend aus Sprüngen und Rampen habe ich mich bislang noch nicht getraut aber wer weiß was noch kommt. Nächste Woche möchten ich dann erstmals das Snowboarden ausprobieren, mal schauen ob ich das genauso schnell erlerne wie Skifahren.
Dafür muss jedoch das Wetter mitspielen. Denn worauf ich in der Überschrift anspiele ist der Winter, den ich hier erlebe, dank Klimawandel und El Nino genau denr wärmste Winter Kanadas seit mehreren Jahren. Dieser ist dann recht unspektakulär und weniger Kalt, so hat sich das Winterwunderland, dass ich nach dem ersten Schneesturm Anfang des Jahres erleben durfte, wieder in ein graueres, verregnetes Land verwandelt. Die Pisten sind zwar dank Kunstschnee noch präpariert und auch befahrbar aber letztendlich erinnert das doch sehr an einen Winter wie ich ihn aus der Heimat kenne. Nachts ist es kalt genug für etwas Schnee, den man morgens freudig erblickt, doch im Laufe des Tages verschwindet dieser nach und nach wieder. Den Höhepunkt gab es vor einer Woche, als wir bei strahlendem Sonnenschein und 10 Grad Celsius beschlossen haben einen Strandtag auf dem Volleyballfeld vor unserem Haus zu machen und in kurzen Hosen eine Sandburg zu bauen... In Kanada, Anfang Februar... Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
In den nächsten Tagen soll es jedoch wieder in die Minusgrade gehen und auch etwas schneien. Sobald es wieder etwas mehr zu erzählen gibt, schreibe ich dann auch wieder häufiger, in allzu ferner Zukunft ist es ja nicht mehr. Die ersten sind schon weiter gezogen, ich dagegen genieße weiter die Zeit hier, die Möglichkeiten die ich hier habe und das Zusammenleben mit den tollen Leuten hier.
Ski Heil und bis bald!

Mittwoch, 6. Januar 2016

Alpenglühen in den Blue Mountains

Neues Jahr neues Glück! Herzlich Willkommen in 2016 und gleich zu Beginn haben wir endlich den Winter bekommen auf den wir so gewartet haben.

Mein Mitarbeiterhaus ist etwa 15 Minuten Fußweg vom Zentrum der Blue Mountains, dem Village, entfernt. Um jedem Morgen zur Arbeit zu gelangen muss ich entweder ein Shuttle ordern oder ich nehme den morgendlichen Spaziergang in Kauf. Tatsächlich genieße ich es mehr, morgens ein paar Schritte zu laufen. Es hilft wach zu werden, bevor der Arbeitsstress beginnt, man kann etwas frische Luft schnappen und regelmäßig auch eine super Aussicht genießen. So zum Beispiel vor ein paar Tagen, als der strahlende Sonnenaufgang die verschneiten Hügel aufweckte und man ein Panorama genießen konnte, das tatsächlich etwas an das Glühen der Alpen erinnert (was ich bislang zwar nur von Bildern kenne, also kann ich mich auch täuschen). Mit einem solchen Ausblick läuft es sich doch gleich besser zur Arbeit. Während der Arbeit bekomme ich dann auch immer wieder die Möglichkeit einen schönen Blick auf die mit Sportlern übersäten Pisten oder in die Weite zur Georgian Bay zu erhaschen.

Da sehnt man sich dann doch auch ab und zu danach selber seine Zeit anders zu nutzen.
Gestern war es dann auch soweit. Nach der Arbeit hab ich mir zusammen mit meinem Zimmerpartner zum ersten Mal in meinem Leben auf die Piste getraut. Nach anfänglicher Stolperlei, lief es dann mit zunehmenden Runden auf dem Anfängerhügel besser und besser. Da es zu dieser Zeit schon dunkel geworden war, konnte ich also gleichzeitig noch die Erfahrung des Nachtskifahren machen. Beleuchtete Pisten, die man ganz für sich alleine hat und im Hintergrund die Lichter der Hotels und Häuser des Dorfes. Ich denke außerdem, dass mich bereits jetzt die Sucht gepackt hat und ich noch einige Stunden damit verbringen werde und so nach der Arbeit und an meinen freien Tagen etwas abschalten kann. Heute wage ich dann auch mal auf die größeren Strecken - Hals und Beinbruch und Ski Heil!

Dienstag, 29. Dezember 2015

Ein kleines bisschen Weihnachten und das Jahr ist rum

Etwas verspätet wünsche ich auch noch Frohe Weihnachten aus Kanada. Ich hoffe ihr hattet alle ein besinnliches Fest und könnt euch auf den bevorstehenden Jahreswechsel freuen.

In Toronto wurde ich direkt nach Halloween quasi gezwungen in Weihnachtsstimmung zu sein. Schaufenster und Einkaufszentren geschmückt mit allerlei weihnachtlicher Dekorationen, Verkaufsangebote überall und sogar einen Weihnachtsmarkt im Distillery District, dem ältesten Stadtteil Torontos, sorgten dafür, dass tatsächlich so etwas wie Vorfreude auf die Feiertage in mir aufkamen. 
Der Weihnachtsmarkt war jedoch kaum wie einer, den man aus Deutschland gewohnt ist, was nicht heißen soll, dass er unbedingt schlechter ist. In Deutschland finden Weihnachtsmärkte ja traditionell im mittelalterlichen Altstadtkern einer Stadt statt, so einen Platz aus vergangenen Zeiten findet man aber in den jungen Städten Nordamerikas nicht. Die Altstadt Torontos, in der auch der Weihnachtsmarkt stattgefunden hat, erinnert an die Kolonialzeit, geprägt von Handel. Speicherhäuser aus roten Backsteinen spiegeln dies perfekt wieder und so bekommt der Markt ein ganz anderes Flair, das ich persönlich, mit einem sehr nach Zimt schmeckenden Glühwein, sehr genossen habe. 




Als ich Toronto verlassen habe, hat sich diese Stimmung jedoch wieder gelegt. Klar findet man auch in den Blue Mountains Weihnachtsdekorationen, jedoch war mein Alltag eher geprägt vom neuen Arbeitsplatz, der im Gegensatz zur Arbeit bei Gap auch Vollzeit ist. Hinzu kommt der fehlende Schnee. Da reist man schon nach Kanada und hat unglücklicher Weise doch keine weiße Weihnacht. Da ich dazu noch das Angebot des Weihnachtsbonus in Anspruch nehmen wollte, habe ich auch an den Feiertagen gearbeitet, so fiel die Festtagsstimmung eher gering aus. Immerhin haben wir die Tage zuvor mit unseren Nachbarhäusern ein schönes Essen veranstaltet, bei welchem wir viel Spaß hatten. Zwei Tage vor Heilig Abend habe ich mich zudem mit einem Kinobesuch gemeinsam mit meiner Crew beschenkt. Die Feiertage selbst habe ich nach vollbrachter Arbeit mit einem Glas Rotwein auf dem Sofa ausklingen lassen.

Mittlerweile habe ich 2 Tage zur Entspannung nach einer anstrengenden Arbeitswoche genießen können und tatsächlich letzte Nacht beobachten dürfen, wie ein Schneesturm über unsere Region hinweg gezogen ist. In einer vom Schnee aufgehellten Nacht haben wir sofort die erste Schneeschlacht angezettelt und Schneeengel gemacht. Man konnte unmittelbar erkennen, wie sich der Anblick in das erwartete Winterwunderland verändert. Am nächsten Morgen ist mir das Ausmaß dann richtig bewusst geworden. Es ist zwar noch nicht so viel Schnee, wie man es nach einem "Schneesturm" erwartet hätte und trotzdem habe ich heute Morgen ein tolles Frühstück mit Ausblick auf ein weißes Hügelpanorama genossen.



Damit blicke ich auf ein ereignissreiches Jahr 2015 zurück. Beginnend mit einer anstrengenden und finalen Abiturphase, gefolgt von einem entspannten Sommer inklusive eines tollen Urlaubs mit Freunden, bis hin zu meiner Abreise nach Kanada, dem farbenfrohen Indian Summer und einem ungewohnten Weihnachtsfest, kann ich nun abschließen und zusammen mit meiner zweiten Familie in das neue Jahr springen. 
Bis dann und Guten Rutsch!

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Blue Mountain... but wait. Where's the snow?

Seit fast zwei Wochen lebe ich jetzt im Blue Mountain Village. Mit im Paket: ein Vollzeitjob, ein Platz in einem Mitarbeiterhaus, internationale Begegnungen und Partys.

Nach mehr als 4h beeindruckender Busfahrt, bin ich amgekommen. Auf dem Weg konnte ich einen tollen Sonnenuntergang genießen, während man sich langsam, sehr langsam, aus der Stadt Toronto und der Greater Toronto Area heraus bewegte. Wieder wurde einem vor Augen geführt wie Riesig diese Stadt ist - sie ist eben die größte Stadt Kanadas. Fast die Hälfte der Reise war ich noch im Stadtverkehr gefangen. Der CN-Tower schon bis auf die Spitze nicht mehr zu sehen, sämtliche Wolkenkratzer aus dem Blickfeld verschwunden und trotzdem befand man sich immer noch in einem unendlichen Meer aus nordamerikanischer Vorortlandschaft. Erst einige Industriezentren später war ich endlich aus der GTA entkommen und fand mich nun in einer Landschaft aus Hügeln bestückt mit einigen Nadelbäumen und trockenem Gras. Hier und da war eine Farm und zwischen den Hügeln ein paar Felderzu sehen. Im Sonnenuntergang konnte man immer noch tief fliegende Flugzeuge, die den Toronto Pearson Airport ansteurten beobachten.


Einige Zeit später war die Sonne untergegangen und ich erreichte Barrie, ein Zwischenstop, fast am Ziel, zumindest auf der Karte. Hier sah es fast aus wie in Toronto. Nur waren weniger Menschen auf den Straßen und Hochhäuser gab es auch keine zu entdecken, dafür häuften sich die typisch nordamerikanischen Trucks und SUVs auf dem Highway. Ähnlich war es dann auch in Collingwood, der letzte Halt vor meinem Ziel 15km entfernt und in Sichtweite der Blue Mountains. Es war selbst im Dunkeln zu erkennen, dass es sich um eine typisch kanadische Kleinstadt handelt, natürlich mit Tim Hortons.

Im Ski Resort angekommen, musste ich zunächst Arbeits- und Mietsvertrag ausfüllen und unterschreiben. Jetzt lebe ich schon einige Zeit hier, habe mich mit Zimmer und Wohnung vertraut gemacht und mein Jobtraining begonnen. Ich arbeite salopp gesagt als Putze, offiziell heißt das hier Room Attendant. Mein Aufgabenbereich ist dabei das Auffrischen der Hotelzimmer. Ein sowohl anstrengender als auch unangenehmer Job, der aber auch entspannt sein kann. Klar, Bäder putzen und Betten machen sind nicht das schönste was es gibt, aber wir können unsere eigene Musik hören, bekommen Trinkgeld und am Ende hat ein frisches Hotelzimmer auch was angenehmes.
Im Moment befinde ich mich noch im Training, heißt wir, meine nette Trainingsgruppe und ich, bekommen gezeigt, wie wir Zimmer usw. zu putzen haben. Die nächste Woche werden wir gepusht das ganze dann noch schneller zu machen. Was Vollzeit heißt werde ich dabei auch wieder schön zu spüren bekommen - 6 Tage am Stück je 7-8 Stunden.


Nach solchen Tagen genieße ich es Abends wieder zu meiner Crew im Staff House zurück zu kehren. Es ist wie eine große Familie, dazu später nochmal mehr. 
Was sich bei einem solchen Umfeld, bestehend aus junge Leuten von überall auf der Welt, die nach der Arbeit abschalten und neue Freunde finde wollen, weit weg von Zuhause, nicht vermeiden lässt sind Hauspartys. Nicht nur weil allein schon die Mitarbeiterhäuser, von denen es hier insgesamt 9 Stück gibt, an die Party Häuser aus American Pie erinnern, nein auch weil es einfach Spaß macht seine neuen Kollegen in einem anderen Umfeld kennen zu lernen und Erfahrung international auszutauschen, denn nicht nur Deutsche kommen hier zum Arbeiten her - Australien, Irland, Chile, Groß Britannien und viele mehr sind hier vertreten.

Also alles super soweit. Nur Eins fehlt noch - der Schnee. Kanada erlebt gerade einen der wärmsten Winter seit langem. Ohne Schnee ist es hier jedoch zu dieser Jahreszeit ziemlich ausgestorben. Die Sommeraktivitäten sind geschlossen und im Winter fährt man hier nur mal Ski. Da selbst die Schneemaschinen nur bei Minustemperaturen arbeiten gibt es auch keinen künstlichen Schnee. Da bleibt nur abwarten und Tee trinken.